WinCC Unified läuft auch auf mobilen HMI-Geräten
- Podcasts
- HMI
- Automatisierung
- 23.4.2024
- Lesezeit: {{readingTime}} min
- Artikel teilen
Inhalt
Im KEBA-Podcast sprechen wir mit zwei unserer HMI-Expert:innen über den Umstieg auf WinCC Unified auf mobilen und kabellosen Handbediengeräten, räumen Mythen auf und reden Klartext, wie der Umstieg funktioniert.
Hören Sie rein:
Miermans: Herzlich willkommen zum KEBA-Podcast. Hier dreht sich alles um die Welt der industriellen Automatisierung und der Robotik. Heute geht es um das Thema „Siemens WinCC Unified-Kompatibilität mit mobilen KEBA-Handbediengeräten der KeTop-Reihe.“ Dazu spreche ich mit zwei meiner Kollegen aus dem Bereich „HMI Solutions“, Christian Hüttner und Matthias Scherrer.
Herzlich willkommen, Christian und Matthias. Könnt ihr euch und eure Rolle bei KEBA kurz vorstellen?
Hüttner: Ich betreue bei KEBA seit 2009 das Produktmanagement im HMI-Bereich mit Fokus auf die mobile Produktpalette.
Scherrer: Ich bin Customer Solution Manager für HMI-Lösungen und unter anderem zuständig für Customizings und die Anbindung unserer HMI an Fremdsteuerungen, wie z.B. an eine Siemens PLC in Kombination mit einer WinCC Unified Visualisierungslösung.
Miermans: KEBA HMI-Geräte sind offen für alle Steuerungen und deswegen können wir auch eine Anbindung an WinCC Unified anbieten. Und das geht so oder ähnlich einfach wie bei Siemens. Matthias, damit jeder denselben Wissenstand hat: Kannst du kurz erklären, worum es bei WinCC Unified geht?
Scherrer: WinCC Unified ist die neue Visualisierungslösung von Siemens. Es handelt sich dabei um eine Webvisualisierung. Diese basiert auf HTML5, SVG und JavaScript. Konkret geht es darum, dass ein Server auf einem Device läuft und auf diesem mit einem Client über einen Webbrowser zugegriffen werden kann.
Miermans: Wenn jetzt bei KEBA-Handbediengeräten, WinCC Unified angebunden wird, ist das dann die vollständige WinCC Unified-Lösung, oder nur eine reduzierte Version?
Scherrer: Es ist die vollständige WinCC Unified Lösung. Die PLC und die Visualisierungssoftware kommen von Siemens. KEBA bietet die Anbindung über das mobile Handbediengerät, KeTop genannt, samt Visualisierung, Bedienelemente und Tastenanbindung.
Miermans: Wie kommt man zur aktuellen WinCC Unified Visualisierungslösung? Kann man diese selbst downloaden oder stellt KEBA sie bereit?
Scherrer: Die Visualisierung samt den nötigen Lizenzen muss direkt bei Siemens erworben werden. Das Ganze wir dann, wie auch die Webvisualisierung, im TIA-Portal projektiert und auf das KeTop-Handbediengerät geladen. Dazu benötigt man einen Browser, wenn das Gerät als Client fungieren soll.
Miermans: Christian, welche KEBA-Handbediengeräte sind aktuell WinCC Unified kompatibel? Ist es die gesamte Produkt-Range?
Hüttner: Ja, alle Geräte sind kompatibel. Jetzt neu am Markt ist ein 7“-Gerät, das T135. Bereits länger im Sortiment haben wir 10“-Geräte im Hoch- und Querformat sowohl kabelgebunden als auch wireless. Damit können wir die gesamte Produktpalette abdecken und sind offen für alle Steuerungen. Deshalb funktioniert es auch mit Siemens.
Miermans: Stichwort „wireless“; Matthias, bietet Siemens auch kabellose Handbediengeräte an?
Scherrer: Wir sind mit unseren kabellosen Geräten „KeTop Safe Wireless“ sehr erfolgreich unterwegs und erhalten viele Kundenanfragen und -aufträge, eben auch deshalb, weil Siemens noch keine serienreife Lösung anbietet.
Miermans: Was sind übliche Missverständnisse bzgl. WinCC Unified auf KEBA-Handbediengeräten? Gibt es falsche Annahmen, die ihr immer wieder widerlegen müsst?
Hüttner: Ja, die gibt es durchaus. Zuerst ist es oftmals eine Verwunderung, dass es funktioniert. Die Kund:innen glauben, dass es eine eingeschränkte Funktionalität ist, dass es vielleicht ein „Hack“ ist, oder eine besondere und aufwändige Lösung. Wenn man es dann erklärt, meinen sie, dass die Einbindung sehr komplex und aufwändig sein muss. Aber auch diese Vorurteile können wir zerstreuen.
Miermans: Vielleicht dieselbe Frage, aber einfach umgekehrt: Was können wir uns nicht erwarten von WinCC Unified? Was ist es nicht, diese Kompatibilität?
Scherrer: Eine Einschränkung, die ich explizit nennen kann, ist, dass der Server derzeit nicht auf einem Linux-System läuft. Also braucht man ein Windows-Gerät. Was allerdings schon funktioniert ist, dass man mit einem Linux-Gerät mit Browser auf den Server zugreifen und somit die Visualisierung realisieren kann. Was man sich nicht von KEBA erwarten kann, ist, dass wir Siemens Produkte anbieten, diese kommen nach wie vor von Siemens.
Miermans: Also zusammengefasst: WinCC Unified ist vollständig verfügbar am KeTop-Handbediengerät. Man kann es einfach erwerben, in dem Fall bei Siemens, und es ist einfach zu installieren. Jetzt kommen wir zu der Anbindung. Matthias, wie funktioniert die Anbindung an die Steuerung?
Scherrer: Das funktioniert ganz normal via Ethernet-Kabel über den Ethernet-Anschluss an der PLC und am KEBA-Handbediengerät. Es wird dann einfach über Server-Client-Architektur die Visualisierung übertragen.
Miermans: Das war die Anbindung an die Steuerung. Christian, wie werden dann Tasten und einzelne Bedienelemente angebunden?
Hüttner: Wir haben hier in unserem Standard-Portfolio einen kleinen Blumenstrauß. Der Kunde kann daraus auswählen. Zum einen gibt es sehr gut etablierte Protokolle wie Modbus DCP, OPCUA. Auch einen dedizierten Treiber, Siemens S7 Treiber, bieten wir an. Das sind die klassischen Lösungen. Wenn man in die Echtzeitbus-Welt geht, dann gibt es von uns eine PROFINET/ProfiSAFE Anschlussbox. Dort werden dann die Tasten und die Bedienelemente natürlich im PROFINET-RT-Kanal übertragen.
Miermans: Anwendung Steuerung, Anwendung Tasten und Bedienelemente. Wie sieht es mit dem Thema Server aus, Christian?
Hüttner: Hier hat der Kunde auch eine gewisse Wahl. Üblicherweise braucht der Browser schon den größeren Teil der Performance-Leistungen. Aber trotzdem benötigt der Server eine gewisse Performance. Um die maximale Performance aus dem Gerät herausholen zu können, speziell aus dem kleinen Gerät, ist es empfehlenswert, den Server auf der Siemens Hardware laufen zu lassen. Das mobile Handbediengerät fungiert als das Anzeigegerät mit dem Browser. Theoretisch ist aber auch möglich, vor allem für kleinere bis mittlere Anwendungen, den Server auch auf unserem Handbediengerät laufen zu lassen.
Miermans: Um etwas laufen zu lassen, Matthias, braucht man auch Lizenzen. Wie schaut das Lizenzmodell aus und was kann ich mir da aussuchen?
Scherrer: Einerseits benötigt man eine Standard-Entwicklerlizenz für das TIA-Portal, das der Entwickler aber ohnehin hat, wenn er mit einer Siemens-Steuerung arbeitet. Dann braucht er eine zusätzliche Runtime-Lizenz für den Webserver. Diese kann entfallen, wenn der Server auf einem Siemens-Panel läuft. Die Runtime-Lizenz wird allenfalls benötigt, wenn man z.B. den Server auf einem KeTop oder auf einem IPC laufen lassen will. Dann hat man noch die Möglichkeit zwei weitere Clients zusätzlich zur lokalen Visualisierung einzubinden, einen fürs Bedienen und einen fürs Beobachten. Und diese Runtime-Lizenz, die ist jetzt PowerTag abhängig, fängt z.B. bei 150 an und geht bis zu mehreren 1000 PowerTags rauf.
Miermans: Wenn ich mir jetzt überlege umzusteigen auf WinCC Unified, weil das alles sehr interessant klingt, wann ist die beste Zeit für so einen Umstieg? Und was brauche ich für den Umstieg?
Hüttner: Man möchte natürlich eine gewisse Auswahl bei den Geräten haben und jetzt mit dem Launch des 7“-Geräts T135 ist defacto die beste Zeit. Natürlich wird KEBA zukünftig noch weitere Produkte, die noch besser ins Portfolio passen, anbieten. Aber jetzt gerade ist die perfekte Zeit für einen Umstieg. Vor allem deswegen, weil WinCC Unified mittlerweile eine gewisse Reife im Markt entwickelt hat. Diese Reife bringt die Kund:innen dazu einen Wechsel zu akzeptieren. Siemens kündigt auch bestimmte Modelle ab, dadurch wird der Umstieg auf WinCC Unified seitens Siemens getrieben.
Jetzt ist die perfekte Zeit für den Umstieg, denn WinCC Unified hat eine gewisse Reife im Markt entwickelt.
Miermans: Was brauche ich für den Start? Wie einfach oder komplex kann man sich den Prozess vorstellen? Welche Hilfestellung bietet KEBA?
Scherrer: Es gibt Support von mir und den anderen KEBA Solution Managern oder auch unseren Field-Application-Engineers. Wir bieten verschiedene Dokumentationen an, in denen die Einbindung der Siemens-Steuerung und der Visualisierung beschrieben wird. Zusätzlich gibt es von Siemens für die Erstellung der Visualisierung verschiedene kostenlose Tutorials und Templates.
Miermans: Wenn ich so mit euch reden, habe ich das Gefühl, dass ich als End-user das selbst machen kann, laut dem Ansatz von KEBA „easy-to-use“. Ist das so, oder bin ich auf Hilfe angewiesen beim Umstieg?
Scherrer: Das kommt natürlich auf das Wissen und die Expertise des Kunden an. Wir empfehlen aber den Weg gemeinsam mit KEBA zu gehen. Wir bieten gerne unsere Unterstützung an, da wir schon gewisse Erfahrungen gemacht haben und dem Kunden den Umstieg dadurch erleichtern können.
Miermans: Stichwort Erfahrung: Gibt es schon Projekte oder Referenzkunden die WinCC Unified kompatible KeTop-Geräte im Einsatz haben, Christian?
Hüttner: Ja, wir haben vor allem mit unseren Safe Wireless Geräten eine gewisse Dynamik am Markt ausgelöst. Besonders für die Kund:innen, die zu Beginn glaubten es ist eine Hürde. Sie wollten diese Hürde bewusst nehmen, weil sie unbedingt unser Safe Wireless haben wollten. Im Projekt hat sich dann rausgestellt, dass es keine große Hürde gibt. Wir haben auch das kabelgebundene Gerät gleichermaßen im Einsatz wie die kabellose Version. Man kann also eine WinCC Unified Visualisierung realisieren und zwischen kabelgebundenen und wireless Geräten wechseln. Bitte um Verständnis, dass wir hier unsere Kund:innen nicht namentlich nennen, das ist nicht gewünscht. Aber wir haben in unterschiedlichsten Sektoren wie z.B. Intralogistik, Automobilzuliefer-Industrie usw. zahlreiche Referenzprojekte und wir arbeiten auch aktuell an vielen Projekten.
Miermans: Vielen Dank für den Austausch zum Thema WinCC Unified mit mobilen KeTop-Handbediengeräten. Es geht zusammen, es ist einfach, Unterstützung ist da und wie Christian gesagt hat, die beste Zeit für den Umstieg ist jetzt.